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Kinder und Jugendliche als pflegende Angehörige: Wer sie sind und was sie leisten. Eine internationale Literaturstudie (1990–2006)

Published Online:https://doi.org/10.1024/1012-5302.20.6.323

Bei wachsendem Wissen zur Situation erwachsener pflegender Angehöriger ist hierzulande fast nichts über Art und Umfang der Unterstützung und Pflege durch Kinder und Jugendliche bekannt. Die vorliegende Literaturstudie ist Teil einer Untersuchung, deren Ziel es ist, diese Lücke für Deutschland zu schließen. In primär englischsprachigen Publikationen der letzten 15 Jahre wurde Fragen nach charakterisierenden Merkmalen von pflegenden Kindern und ihren Familien nachgegangen. Es liegt keine einheitliche Definition darüber vor, was ein pflegendes Kind ist. Die Prävalenz pflegender Kinder wurde lange unterschätzt; für Großbritannien beträgt sie 1.5% aller Kinder unter 18 Jahren. Kinder werden in jedem Alter pflegerisch tätig, und der Umfang ihrer Aufgaben wächst mit dem Alter. Der größere Anteil pflegender Kinder lebt in Einelternfamilien, bei den allein erziehenden Eltern handelt es sich mehrheitlich um Mütter. Bei mehr als der Hälfte der pflegebedürftigen Angehörigen liegen körperliche Gesundheitsprobleme vor. Für die Art pflegerischer Hilfen die Kinder leisten, wird ein breites Spektrum beschrieben; pflegende Kinder tun, was erwachsene Angehörige auch tun. Die Literatur lässt jedoch kein einheitliches Kategorialsystem erkennen, was einen Datenvergleich von unterschiedlichen Forschergruppen erschwert. Offensichtlich mangelt es an theoretischen Bezugsrahmen. Da davon auszugehen ist, dass Kinder und Jugendliche auch hierzulande pflegerisch tätig werden (können), gilt es, dies in Deutschland unter den spezifischen Bedingungen des deutschen Versorgungssystems zu untersuchen.

With a growing body of research on the situation of adult family caregivers in Germany, hardly anything is known about the situation of children who are involved into the care of their relatives. This literature study is part of a research project that intends to close this gap. Primarily, English literature of the last 15 years was analysed to gain insight into specific characteristics of young carers and their families. There is no standard definition of young carers. The prevalence of young carers has been underestimated for a long time; for Great Britain it is 1.5% of all children under the age of 18. Children provide caregiving tasks at any age, and the amount of their help grows with their age. The majority of young carers live in single-parent families, and the single parents are mostly mothers. More than half of the family members in need of care suffer from chronic illnesses that affect the body. There is a wide range of caregiving tasks described in the literature; young carers do the same as adult informal carers. However, no uniform categorical system could be found, which makes comparisons between studies almost impossible. This might be due to a lack of a theoretical framework in most of the studies. Since it can be assumed, that children in Germany may become young carers as well, their situation needs to be studied under the specific circumstances of the German health care system.